blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht
Sonntag, 15. November 2009
Federnleise Ostenreise
Der Osten soll nicht mehr Osten heißen, damit niemand etwas von der Mauer im Kopf merkt. Da kann Blanka Beirut nur lachen. Für sie bleibt der Osten der Osten und die Tatsache, dass viele Kinder dort das Wort Libanon noch nie gehört haben, lässt das steinerne Ungetüm erst recht nicht fallen. Punktum. Kopfweh! Und eine zweite Mauer wird schnurstracks errichtet, als Blanka im türkischen Imbiss vor Ort gefragt wird, ob sie zu den Taliban gehört. Bitte? Ich habe wohl nicht recht gehört, kreischt der Nymphensittich hustend aus der Handtasche. Hahaha! lacht der Besitzer. Nichts kann man heutzutage noch entziffern. Kein Wunder dass der Spätsommer Herbst heißt und kaum noch jemand mehr richtig lesen lernt. Das Wort Gerechtigkeit kann man auch nicht verstehen, seit die FDP es benutzt. Aber trotzdem wird es nicht ersetzt. Also! Nur die Leiterin einer sächsischen Bibliothek macht Blanka Beiruts Bockbuchstaben Beine. Als zwei Besucher den "Kampf" ausleihen wollen, stellt sie sich vor die jugendlichen Männerschränke und schiebt sie mit entschlossener angstloser Rede raus. Sie entschärft die gotischen Buchstabenfratzen auf der Glasscheibe des einzigen geöffneten Ladens in der Straße, in der Blanka wohnt. Eine Heldin. Der Nymphensittich applaudiert federnleise, aber virenstark.
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