blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht

Dienstag, 15. April 2008

hierzulande

Draußen ist es kalt und hell. Heute steigt Blanka Beirut in einen Zug. Das gleiche macht eine Frau mit einem flaschengrünen Koffer, die Blanka irritiert, weil ihre Haut alt ist und die Haarfarbe frisch wie eine Kastanie. Da soll man nicht die Weitsicht verlieren. Kaffee, Tee, Cappuccino, was Kühles, sagt eine Frau, die ihre Haarspitzen mit Hilfe von Lockenwicklern stramm nach Außen erzogen hat. Dabei schiebt sie einen klappernden, klimpernden Wagen vor sich her, sodass man ihre Stimme kaum hört. Im Zug sitzen lauter Männer in Gebüschfarben. Es stinkt nach Mann und Bier, Soldatenbeine liegen im Gang mit der Nase des Schuhs nach oben. Blanka ist weiß, aber ihre Haare sind schwarz wie Grillkohle. Soll sie deshalb Hürden laufen? Der Imbisswagen stößt immer wieder gegen Beine. Jetzt muss sie einfach an täglich entstehende oder entdeckte Massengräber im Irak denken, und daran, dass die braunen Rechten sich hierzulande viele Rechte nehmen. Ungestört!

Keine Kommentare: