blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht

Sonntag, 6. April 2008

Käferbuchstaben

Es regnet und regnet und regnet. Da sagt ein Kind: Das ist Gottes Pipi. Schade dass er kein Klo im Himmel hat. Findet Blanka Beirut auch, und überlegt, ob man das nicht ändern kann. Ein Himmelsarchitekt muss her. Doch da stiehlt eine kleine Frau mit einem großen Kopftuch ihre Gedanken. Sie hinkt über die Straße, stellt sich an eine Bank und spricht dann einen scheinbar grundlos in die Ferne lächelnden Mann an. Dazu tippt sie mit einer gefüllten Tüte auf dessen Schulter. Sie sind doch bestimmt auch nicht deutsch, sagt die kleine Alte. Freundlich antwortet der junge Mann akzentfrei, dass er aus Vietnam stammt. Und dann steht er auf und geht in einen Lichthof hinein. Die Frau hinkt die Straße weiter, auf der die Pfützen Seengestalt annehmen. Mein Leben ist voller Hürden, denkt Blanka beklommen und geht nach Hause. Abends stellt sie kein Licht an und schreibt im Dunkeln, sie kritzelt Käferbuchstaben auf ihr Papier.

Keine Kommentare: