blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht

Samstag, 12. Juli 2008

Brötchenfahrt

Die Bahn räuspert sich unter ihren halben Lidern. Blanka Beirut fährt früh zu den Brötchen. Ein Junge trägt Turnschuhe und Lautsprecher in den Ohren. Im Libanon hat die Hisbollah nun Vetorecht. Das war mal anders und da kamen die israelischen Bomben, so sehen es manche im Libanon. Aber Blanka Beirut kennt die ganzen Sichtweisen, springt von einer Aussicht zur nächsten und deshalb ist ihr schon schwindelig. Die Zehen der Sitznachbarin sitzen fest zusammengedrückt in kirchturmspitzen Schuhen. Abends geht sie am iranischen Kopierladen vorbei und sieht dort die deutsche Flagge gehisst. Wieso das, überlegt sie und würde den Besitzer gern fragen. Oder sollte sie das nicht, ist nicht eher ihr Befremden darüber merkwürdig? Sie kann sich nicht entscheiden und wechselt die Straßenseite. Dort dort kommt sie einer Ansammlung von Menschen sehr nahe, immer intensiver riecht sie eine Mischung aus Alkohol und Schweiß mit einer Prise Urin.

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