blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht

Dienstag, 14. Oktober 2008

Windklapswetter

Die Brückenhäupter sind hellblond. Blanka Beirut sitzt in der Bahn und ihr läuft die Nase. Obwohl der Oktober lauwarm ist, wie Tee. So muss sie die ganze Zeit geräuschvoll einatmen, peinlich ist das. Sie versucht das allzu auffällige Hochziehen zu vermeiden, jedoch ist das nahezu unmöglich. Immer wieder macht sich ein Tropfen frei, sie hat kein Taschentuch dagegen. Vor ihr sitzt ein Mann, der versucht, die durch sein Übergewicht entglittenen Gesichtszüge in Form zu halten, indem er eine grell gelbe Krawatte trägt. Nein, das lenkt nur ab. Aber immerhin, Blanka bewundert nun doch die perfekt polierten Schuhe und sein in Wellen gelegtes Deckhaar. Wie die Oberfläche eines Weihers nach gutmütigen Windklapsen. Zwischen den Wolken hängt Licht und dort gruppieren sich heute die Worte der Blanka Beirut. Am Fluss steht ein schokoladenfarbiger Baum. Der Nymphensittich hat halt heut schon Weihnachten.

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