blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht

Samstag, 25. Juni 2011

Sternfibel und das Schicksal der Araber

Die Sterne spielen keine Rolle
Außer mir das Lesen beizubringen.
(Mahmoud Darwisch)

Blanka Beirut feiert die leibliche Gegenwart des Allmächtigen zwischen Grau und Zeilen und dann unter falschem Nordseewandelhimmel in Köln. Auf der Straße liegen Gekotztes, brötchengroß, und verlorene Schokolade. Die einfältigen Tauben glauben an einen Festtagstisch und picken ohne Umschweife. Gekrümmt auf einer Bank, wie ein verzerrtes Fragezeichen, dämmmert ein Trinker ihnen entgegen. Das ist der Stadtklang des heutigen Tages. Gespenstisch wie neue Misererekomposition. Auch in Syrien ruft man Miserere, vergeblich, auch an der syrischen Grenze gibt es keinen Horizont mehr, man wird aus dem Land geschossen. Und das Nachbarland mit glühenden Fratzpanzern angebährdet. Wo ist das Sternlesebuch geblieben?, fragt sich Blanka. Es lehrt wohl nun nicht mehr, selbst am Stadtbach nicht, an dem dünne Baumstämme, wie florales Besteck Ordnung spielen. Ach, Blanka, sagt der Nymphensittich, Kismat heißt nun mal Schicksal und nicht Kiss mich. Kiss mich, o gott aber flott, kreischt er fröhlich und schnabelstübert rum. Blanka springt auf, greift sich das Baumbesteck und macht damit Brotbrecherei. Das ist doch nicht verkehrt, wenn man bedenkt dass im Zedernstaat alles unter einem Dach und in einem Fach geordnet und erlaubt war: Brotbruch und Schafkehlenbruch. Alles zu seiner Zeit. Plötzlich erinnert Blanka, dass sie mit Samir Kassir, der das arabische Unglück an den Blick des Westens gekettet wusste, Geburtstag hat. Am selben Tag. Und da plötzlich kommen Sterne wieder, jeder einzelne ein Westauge, das Arabische Welt nicht entziffern will. Blanka nimmt ein Tuch und poliert leiblich gegenwärtig...

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