blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht

Samstag, 2. Juli 2011

Sternfibel und das Schicksal der Araber 2

Veränderung ist nichts,
was man importieren
kann..

(Joumana Haddad, Libanon)

Blanka Beirut muss immer an den aufwühlenden arabischen Frühling denken. Auch hierzulande gibt’s Revolution. Nur viel bequemer für das Volk. Man muss nur neue Geschirrspültabletten kaufen und schon wird die Revolution mitgeliefert. Steht jedenfalls auf der Packung. Der Nymphensittich fliegt entsetzt über blanken Stamm einer Birke, wischt Wortfische fort und vermeldet plärrend „Früden“ und „Demokräh-ßy“. An den Wurzeln der Birke wedeln breite Fächer Scharfgarben über Kerzenkönige und Malvenvolk. Später sammelt Blanka das Geschenk Veränderung auf, korrigiert Konsonanten und Vokale und füllt es in kleine Päckchen als Mitbringsel für die Familie im Zedernstaat. Die Revolution aus der Packung kommt auch in den Koffer. Das kann ja nicht schaden. Nun nichts wie zum Flughafen. Doch Kopfweh und Herzgeräuschaufkommen am Eincheckschalter sagen Blanka Bürgerkrieg. Bürgerkrieg! Auch die Knochen murmeln erinnernd aufgescheucht durch Haftbefehle gegen die Mörder des libanesischen Staatsmannes. Mitglieder der Partei Gottes, die, die den Halbmond grausam annektieren, sollen dabei gewesen sein. Der Koffer ist sowieso zu schwer und der Zoll will Blankas Geld. Und dann klebt auch noch ein Kaugummi an Blankas Laufsohle. Wie soll man da verreisen? Der Nymphensittich weint im Leichtlaub der Birke um Mond und Land. Blanka aber rieselt winselwinzig in roadmovie accessories*.

*Titel einer Komposition von Morten Skoovgard Danielsen

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