blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht

Donnerstag, 9. Juni 2011

Wolkenkratzerin schuld an Regen / Juni/ / junio/ 21/ wahiduaschrien


J’en faisait des lignes parcequ’il me manquait LA LIGNE

(Sonja Sekula)

Unruhig weiß wie eine zerknitterte Hostie ist Blankas Gesicht heute Morgen unterwegs. Liegt’s daran dass sie in ein Kloster fährt zum Singen? Nein, nein, nur hört sie Demenz an allen Ecken. Und weint in ihre Hände. Ist das frisch, das Maracujaeis? Ist das frisch? Eine Frau im Café möchte zahlen, obwohl sie es bereits getan hat. Haubentaucher unter dem Briefkasten, Willkommensabfall. Auf der Linie sitzt später die Beifahrerin und lobt Blanka, dass sie so pünktlich ist. Nicht die Zedernzeit geerbt hat. Die mehr schießt als tickt. Die Dame möchte einen Witz machen. Doch der Witz geht in Grätsche und verliert seine Manneskraft. Stranguliert von der Linie des Nymphensittich; die hat er immer dabei. Das ist kein Grund zum Feiern. Auch wenn niemand mit der Beifahrerin lacht. Ins Schweigen hinein will sie den Eunuch rehabilitieren. Grenzkonflikte, meine sie. Ernsthaft. Zu spät. Einfalt erkannt. Wolkenkratzerin Blanka schuld an Regen? Quatsch, was kann sie denn dafür, dass Schadenfreude wieder so in Mode ist, dass nun auch der Libanon keine deutschen Gurken mehr essen will und dass nur da die Menschenrechte eingefordert werden, wo Öl fließt. Blanka steigt aus und nimmt das öffentliche Verkehrsmittel dagegen. Das hilft. Dort herrscht Blickflucht. In der Leere sammelt Blanka die Blicke auf. Bis auf einen. Wie eine Raubtiernase fährt er über den spärlich bedeckten Körper eines jungen Mädchens.

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