Diwan, auf dem ich auf meinen Beinen saß, gib mir meine Erinnerungen!
Emine Sevgi Özdamar
Wer glaubt denn schon an den Urknall, wenn es das Gottteilchen gibt? Blanka Beirut jedenfalls nicht. An ihrer Tür steht eine Frau, die einen merkwürdigen Ring trägt, klobig oder üppig?, überlegt Blanka angesichts des sektflaschenverschlussartigen Talmidiamanten. Klunkergeflunker.
Deshalb bittet sie die Journalistin hinein, die nur die eine Frage hat: Was sagen Sie zu den Dönermorden? Aber hier stellt Blanka die Fragen. Welcher Döner ist ermordet worden? Oder war der Döner der Täter? Ach seit wann kann Fleisch denn morden? Genau! Wenn es noch am leben ist. Also will Blanka das Raubtier kennenlernen, das in Köln einen Mord verübt hat. Leider meint die deutsche Welt mit Döner Türken. Opfer: Türken. Täter: Deutsche Terroristen!
Warum also das falsche Wort?
Mit dieser Frage geht schlagartig Blankas Advent aus. Der bis dahin sterngewebt und wortglänzend war. Das Weihnachtswort allein zaubert Tannenbaum mit Honigwachskerzenwärme und gam yahad* in Blankas Herz. Und zwischen den Tannenwipfeln: Geschichtenduft.
Doch nun stinkts schon wieder in Deutschland.
Vielleicht nützt das Gottteilchen was. Oder Allahteilchen. Dass es nun Gott sein Dank gibt. Damit hat die neue Wohinwoche nämlich eigentlich angefangen.
Blanka dunkelt trotz allem im Frühnebel auf und will dem Nymphensittich alle Jahre wieder beibringen. Ach Blanka, der ist doch weg, sagt der gestreifte Nachbar. Irgendwohin. Kissenwolke, Hotelschlaf. Oder sonst was. Dort zweifelt der Vogel nass und geduldig: Muss ich nicht erst Christ werden, wenn ich das Christuskind singe?
Das weiß Blanka auch nicht so genau. Und sie kennt niemanden, der etwas vernünftig Einfaches dazu antwortet, was nicht nein oder ja heißt.
* = together in unity, s.: Leonard Berstein, Chichester Psalms
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