Sogar das aufgewühlte Meer zittert mit den Fischen und sieht gelassen dem nächsten Frühling entgegen. Der Zitterfisch aber zittert wie immer ganz natürlich ohne Angst und ohne Fieber, ohne Angst, ohne Fieber, ohne Angst, ohne Fieber, ohne Angst ohne Fieber, ohne wiesowarumundweshalb.
(Adelheid Dahimène)
Eine rätselhafte Botschaft liegt auf Blanka Beiruts Küchentisch. Mit einer Telefonummer. Wie kommt sie dahin? Ganz einfach: auf dem Einwickelpapier des frisch gekauften Brots. Ist Blanka gemeint? Oder war das Papier vorher überdimensionaler Notizzettel?
Egal! Blanka ruft der Sache nach. Ohne wiesoweshalbwarum. Aber: besetzt. Den ganzen Tag. Stehen deshalb die Möwen schon wieder vor der Texttür und feilschen um Einlass mit eintönigem Glissando? Blanka lässt sie herein, wie immer, und wie der Nachbar, der ebenfalls täglich Möwenbetten zwischen Buchstaben herrichtet. Der ist nun fort, um anderes Gefieder zu suchen. Der Nymphensittich will auch weg, er zittert, da die Möwen ihm allen Platz rauben. Blanka kann nichts machen und zieht sich zurück. Weg von den annektierten Texten. Raus ins Knacken der Straße, Katzen und Altwarenhändler durchsuchen Blankas Müll und endlich scheint die Sonne wie weisgesagt ab Mitte März. Blanka bringt dem Lebensmittelhändler das Papier zurück, der es schon herzlich vermisst hat, und sein Assistent fragt zum widerholten Male, ob sie ihm Englisch beibringen kann.
Blanka schüttelt den Kopf gen Goldhorn, wo die Wasser zwar nicht möwenfrei, aber zittern, ohne Angst und ohne Fieber. Hier nimmt sie einen Tee und schaut auf die gegenüberliegende Seite, zum im scheuen Nachmittagslicht vor Gebet zitternden Stadtteil des Sultans.
Einen Tee später schießt plötzlich der Nymphensittich aus der Handtasche hoch in die Lüfte und bläst Fanfaren. Meister Adebar ist da. Ein Storch auf seiner Heimreise gerade noch rechtzeitig aufgehalten und abwärts geleitet. Vornehm schreitet er nun mit Frühlingsklappern ins Notizbuch der erfreuten Blanka Beirut, die die Möwen das Weite suchen sieht.
blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht
Montag, 19. März 2012
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