blanka beirut: gedanken,ideen, wortgestecke und satzbrechungen zum tage aus libanesisch deutscher schriftstellerinnensicht

Samstag, 9. Juli 2011

Sternfibel und das Schicksal der Araber 3 / Juli/ julio/ 25/ chamsa’a’uaschrien


„Što bilo, bilo.“
Was passiert ist

Ist passiert.“

(kroatische Redensart)

Ein kroatischer Abendvogel lockt Nymphensittich und Blanka Beirut mit entschiedenen Staccatopfiffen; ruhiges Tempo, andante, abertausend Mal wiederholt. Viervierteltakt, drei Schläge Nachtpause. Nachtpause auch am Tag im istrischen Internetcafé und am Porat. Blanka schaltet von Weltneuigkeiten Abgrund ab. Stattdessen Paradiesbarke auf slawischen Buchstaben, Sternenhochbetrieb, Freundlichkeitskarawanen und Grillensaison auf dem trockenen Hügel vor Blankas Ferienzimmer. Über den krabbeln am nächsten Morgen wie blaue Zukunftskäfer über Grünschädel kleine kompakte Mähgeräte bis alles kahl geschoren. Und bereits den zweiten Tag arbeiten die Ameisen vor dem Tor an der Leiche einer Grille.

Selbst hier, unter unversehrter Bläue des Himmels, kann nun jeder Libyen von Libanon unterscheiden. Bismillah! Was eigentlich ein Grund zur Freude wäre. Doch vierzig entsetzte Fischaugen protestieren auf Blankas Mittagsteller. Bis sie aufsteht und am Porat entlangwandelt. Leerstehenden Ferienanlagen aus Vorkriegszeiten munkeln; und auf den alptraumfarbenen Fassaden verewigt: die Tränenchiffre der Flüchtlinge. Doch was passiert ist, ist passiert, und nun kommen eben kaum noch Gäste hierher, bedauert eine Lokalbesitzerin mit mildem nilpferdbreitem Lächeln. Als Blanka wieder zuhause ist, erfährt sie, dass das demokratisch überlegene Deutschland die saudiarabischen Kingkongs für den Krieg gegen das eigene Volk mit 200 Panzern ausstatten möchte.

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